Erstmals seit 2017 ist Radsport wieder eine Disziplin an den Kleinstaatenspielen. Liechtensteins Radsportler freuen sich darüber.

Vor acht Jahren in San Marino war Radsport zuletzt Disziplin an den Kleinstaatenspielen. Der Liechtensteiner Radverband freut sich, dieses Jahr wieder Teil des Sportevents zu sein. «Die Kleinstaatenspiele sind ein grossartiges Erlebnis für die Sportler und Ansporn für den Nachwuchs. Deshalb ist es für uns ein grosser Gewinn, wieder Teil der Liechtensteiner Delegation zu sein», freut sich LRV-Präsident Benedikt Mündle.

Der Jüngste ist 16, der Älteste 37 Jahre alt

Die Delegation besteht aus den Athleten Flavio Knaus, Cle-mens und Felix Sprenger, Romano Püntener, Alessio Bragagna und Michele Paonne sowie den Trainern Urs Graf, Mar­­co Sprenger und Martin Püntener. Trainer Urs Graf kann auf Erfahrungen aus zwei Kleinstaatenspielen und Olympischen Spielen zurückgreifen. Die Athleten stammen aus verschiedenen Disziplinen und haben einen unterschiedlichen Er­fahrungsschatz. So hat Romano Püntener 2024 in Paris bereits Olympialuft geschnuppert, für Clemens Sprenger, mit 16 Jahren der Jüngste im Team, heisst es, Erfahrungen zu sammeln, und Michele Paonne befindet sich mit 37 Jahren in seiner sportlichen Abschiedssaison.

Drei Trainings für die Teambildung

Deshalb hiess es bei den drei Vorbereitungstrainings von Nationaltrainer Urs Graf, sich kennenzulernen. In den Trainings stand der Strassenrennsport im Vordergrund. Dabei waren die Athleten begeistert und Nationaltrainer Urs Graf in seinem Element. Denn der Mountainbike-Spezialist war einst selber Elite-Amateur auf der Strasse und brennt nach wie vor für diesen Sport. Themen der gemeinsamen Trainings waren unter anderem das Vorgehen bei der Neutralisation eines Rennens, wie nach einem Defekt das Rennen wieder aufgenommen wird, wie man ein Rennen als Helfer für einen Teamkollegen fährt oder wie man einen Sprint anfährt.

Höhenakklimatisation als Herausforderung

Diese Woche thematisierte Urs Graf die Höhenakklimatisation. Das Strassenrennen wird in der Hauptstadt Andorra la Vella auf rund 1000 m über Meer ausgetragen, das Zeitfahren im rund 300 m höher gelegenen Ordino und das Mountainbikerennen auf über 1600 m über Meer. Der Nationaltrainer empfiehlt deshalb seinen Athleten, für die Vorbereitung eine gute Woche in höheren Lagen zu übernachten. Möglichkeiten dazu sind in der Region vorhanden: zum Beispiel in Malbun auf 1600 m über Meer oder auf den Staubern, die noch 200 Meter höher gelegen sind.

Einst waren Ruhe und Jiriakov erfolgreich

Bei den letzten Kleinstaatenspielen in Andorra im Jahr 2005 freute sich Liechtenstein über Doppelgold im Mountainbike durch Marc Ruhe und im Strassenrennen durch Dimitri Jiriakov. Dies 20 Jahre später zu wiederholen, wäre schön und ist Ansporn für die Athleten. Doch Urs Graf spricht nicht von Titelchancen: «Es ist schwierig, sich Medaillenchancen auszurechnen. Die Longlist der teilnehmenden Athleten ist über 300 Namen lang. Ich habe mich deshalb nicht darauf konzentriert. Denn gerade im Radsport tauchen immer wieder neue oder bekannte Namen auf.» Auch bei Liechtenstein war dies der Fall. So gewann der heutige Radprofi und schweizerisch-liechtensteinische Doppelbürger Stefan Küng 2011 an den Lie-Games Silber auf der Strasse, im Zeitfahren und mit dem Strassenteam, sowie 2013 Gold im Zeitfahren und Silber beim Strassenrennen mit dem Team.

Michele Paonne hofft auf eine Medaille im Zeitfahren

Das Zeitfahren wird in diesem Jahr den Auftakt zu den Radsportwettkämpfen machen. Da­bei werden Alessio Bragagna, Michele Paonne und Clemens Sprenger am Start stehen. Das Rennen führt vom 1290 m hoch gelegenen Ordino über das auf 1511 m gelegene El Serrat und endet nach 15,2 Kilometern und 270 m Höhendifferenz wieder in Ordino. Die Athleten hegen dabei Ambitionen. «Ich hoffe auf einen guten Tag und einen Platz auf dem Podium», erklärt zum Beispiel Michele Paonne, Zeitfahr-Weltmeister 2023 in der Altersklasse 35 bis 39.

Medaille ist im Mountainbike das Ziel

Am Auffahrtstag, 29. Mai, steht Mountainbike im Vallnord Bike Park von Pal Arinsal auf dem Programm. Die hochgelegenen Trails gehören mit zum Besten, was der Mountainbikesport zu bieten hat. Doch der Ort, wo im Juli auch Weltcuprennen ausgetragen werden, hat auch seine Tücken wie zum Beispiel die Höhe und das schwierig voraussehbare Wetter. Romano Püntener startete schon zweimal im Weltcup von Andorra. Einmal bei Temperaturen über 35 Grad, das andere Mal bei garstigen Bedingungen und äusserst kalten Temperaturen. Nationaltrainer Urs Graf glaubt, dass das Rennen der Kleinstaatenspiele kaum auf der sehr schwierigen Weltcupstrecke ausgetragen wird: «Dennoch kann mit einer technischen Strecke gerechnet werden.» Bekannt ist derzeit ledig-lich, dass das Rennen über sechs Runden à vier Kilometern geht. Dem Liechtensteiner Trio Romano Püntener, Felix Sprenger und Flavio Knaus ist sowohl im Einzel wie auch im Team eine Medaille zuzutrauen – und eine solche ist auch das Ziel.

Im Strassenrennen zählt der Teamerfolg

Am letzten Tag der Kleinstaatenspiele führt das Strassenrennen über 99,1 Kilometer mit neun Runden à 9,1 Kilometern und einer Abschlussrunde über 17,2 Kilometern über den beliebten Ausflugsberg Alt de la Cornellà (1347 m). Dabei zählt für Flavio Knaus, Clemens und Felix Sprenger, Alessio Bragagna und Michele Paonne der Mannschaftserfolg. 2011 und 2013 gewann das Team ebenso Silber wie Stefan Küng und Hans Burkhard im Einzel. «Es wäre schön, wenn wir an diese Erfolge anschliessen könnten», so Urs Graf.