Ausdauersportler Michele Paonne verabschiedet sich vom Leistungssport auf internationaler Ebne, bleibt aber dem Sport treu.

Eigentlich sollte 2025 die Abschiedssaison von Michele Paonne auf internationalem Niveau werden. Doch die Kleinstaatenspiele in Andorra zeigten es auf brutale Weise auf: Der Körper will nicht mehr über das Limit gehen. Michele Paonne wäre aber nicht sich selbst gewesen, hätte er nicht nochmals alles versucht.

Weltmeisterschaft ohne Michele Paonne

Vier Wochen später, vor dem Start der Zeitfahr-Schweizer Meisterschaft von Ende Juni, war sich der Athlet aus Mauren bewusst: «Es könnte mein letztes Rennen auf Elite-Niveau werden.» Danach entschied er, dass es Zeit ist, einen Gang zurückzuschalten. Der 37-Jährige wird deshalb nicht wie vorgesehen an der Langdistanz-Duathlon-Weltmeisterschaft, wo er nebst insgesamt 40 km Laufen auch 150 km, also rund 3,5 Stunden auf dem Zeitfahrmaschine sitzen würde, an den Start gehen. Zudem wird er auch die Qualifikation für die Gravel-Weltmeisterschaft nicht mehr anstreben.

Bei Wettkämpfen über das Limit des Körpers

«Bei wichtigen Wettkämpfen geht man über das Limit des Körpers hinaus. Ich weiss nicht, wie mein Körper reagieren würde, wenn ich es nochmals ein halbes Jahr übertreibe», erklärt Paonne seinen Schritt. Es sind vor allem der Rücken und die linke Körperhälfte, die ihm bei hoher Belastung Schwierigkeiten bereiten. Auch psychisch sind solche Wettkämpfe schwierig: «Es macht weniger Freude, wenn man mit dem Leistungsgedanken an den Start geht und der Körper die Leistung, die man eigentlich erbringen könnte, einfach nicht erreichen kann.» Michele Paonne konnte in sei-ner Zeit als Leistungssportler viele schöne Erfolge feiern. Besondere Momente seien es gewesen, als er 2016 beim Powerman in Ulm erstmals bei einem internationalen Wettkampf auf dem Podest stand und als er beim Powerman World Ranking 2019 auf Rang vier platziert war. Emotional unvergesslich bleibe das Zeitfahren der Granfondo-Weltmeisterschaft 2019, bei dem er die Kategorie 35 bis 39 Jahre für sich entschied: «Es war sehr speziell erleben zu dürfen, wie die Nationalhymne für eine Leistung, die man selber erbracht hat, gespielt wird und wenn man das Trikot des Weltmeisters überziehen kann.» Schliesslich blickt der Einzelsportler Paonne auch sehr gerne auf die Kleinstaatenspiele in Andorra zurück, wo er als Mitglied des Liechtensteiner Radfahrerverbandes erstmals miterleben durfte, wie es ist, als Team ein Ziel zu verfolgen und dabei die jungen Sportler mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen zu unterstützten.

Feierabend auf dem Sofa ist undenkbar

Der Sport hat Michele Paonne viel gegeben und wird deshalb auch in Zukunft ein Teil von ihm sein: «Ich kann mir nicht vorstellen, die Abende beim Fernsehen zu verbringen. Ich bewege mich zu gerne und brauche den Ausgleich zur Arbeit, die ich als Marketingfachmann vorwiegend sitzend verbringe.» Jetzt soll das Training noch mehr ein Genuss werden. So wird er weiterhin die Ruhe in der Natur und in den Bergen geniessen, sei dies laufend, auf dem Rennrad oder Gravel-Rad.

«Es ist Zeit für mehr Leichtigkeit und Freude»

Auch Wettkämpfe wird er weiterhin bestreiten. Dies vorwiegend aus Freude und nicht mit dem Hintergedanken, sich für eine Weltmeisterschaft qualifizieren zu wollen. Dabei will er mehr auf den Körper hören und einen Gang zurückschalten, wenn er spürt, dass es der Körper es so will. «Es ist Zeit für mehr Leichtigkeit und Freu-de», so Paonne. So wird er auch Rennen bestreiten, die bisher nicht in den Zeitplan oder das Training gepasst hätten, wie zum Beispiel zusammen mit Arnold Aemisegger den Inferno-Halbmarathon von Lauterbrunnen auf das Schilthorn. Quelle: Liechtensteiner Vaterland